Anders als beim Mehrheitsprinzip

Das SK-Prinzip, Systemisches Konsensieren, bietet als Methode viel mehr als nur gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Je mehr ich mich mit dem SK-Prinzip beschäftige und je mehr Erfahrungen ich mit den Einführungsworkshops mache, umso mehr begreife ich die Veränderungs-Kraft, die im SK-Prinzip liegt.

Kurz zur Erinnerung: Beim Konsensieren nach dem SK-Prinzip werden alle Beteiligten gebeten, Vorschläge zu machen. Diese Vorschläge werden für alle sichtbar aufgeschrieben. Um jede Anwandlung von Hierarchie auszuschließen, werden die aufgelisteten Vorschläge nicht nummeriert. Damit das Schriftbild der gesammelten Vorschläge eine nachvollziehbare Struktur aufweist, male ich Sternchen vor jeden formulierten Vorschlag. Man kann natürlich auch einen Strich setzen, oder einen Punkt oder sonst ein grafisches Zeichen.
Wenn keine weiteren Vorschläge mehr kommen, wird jeder einzelne Vorschlag von allen Beteiligten mit Widerstandspunkten bewertet. Die Punkteskala wird vorher abgesprochen. Die abgegebenen Punkte werden addiert und hinter jeden Vorschlag geschrieben, so dass auf einen Blick deutlich wird, wie hoch der Gruppenwiderstand auf jeden Vorschlag bezogen ist.
Es ist klar: je kleiner der Gruppenwiderstand, umso höher ist die Akzeptanz der Gruppe für diesen Vorschlag.
Mit dem Ergebnis einer systemischen Konsensierung kann die Gruppe dann weiter arbeiten, indem sich sich die Frage stellt: Wie gehen wir mit diesem Ergebnis um?
Und wieder können viele Vorschläge gemacht werden, die ebenfalls wieder konsensiert werden können.

Wer jetzt meint, das würde ja viel zu langsam gehen und zu viel Zeit in Anspruch nehmen, der vergisst, dass beim SK-Prozess Zeit eingespart wird, die üblicherweise mit Diskussionen verbracht wird, so wie es überall geschieht wenn nach dem Mehrheitsprinzip abgestimmt werden soll. Denn wenn es darum geht, Mehrheiten zu erringen, wird für diese Mehrheit gekämpft. Dazu gehört, dass die anderen mit Argumenten niedergerungen werden sollen, überzeugt werden sollen, verunsichert werden sollen, platt gemacht werden sollen. Das Mehrheitsprinzip ist eine Einladung zum Kampf. Wenn wir uns die politische Landschaft anschauen, sehen wir es. Überall Kampf um Mehrheiten. Denn nur so kann man gewinnen.

Das SK-Prinzip braucht keinen Kampf und auch keine Gewinner, denn es sucht nicht die Mehrheit.
Beim Systemischen Konsensieren haben diejenigen Erfolg, die den anderen entgegenkommen anstatt sie mit Argumenten überzeugen zu wollen oder sie schlecht zu machen. Bei SK erhält derjenige oder diejenige die höchste Akzeptanz, also die geringste Menge an Widerstandspunkten, die/der in seinen Vorschlägen die Interessen der anderen berücksichtigt.


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