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Es werden Posts vom August, 2021 angezeigt.

Theorie und Praxis

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Die Profis, die sich mit Kommunikation in Gruppen beschäftigen, geben viele Hinweise und Ratschläge, sowohl im Netz als auch in Buchform.Es gibt viele Diagramme, die aufzeigen, wie in Gruppen gesendet und empfangen wird, welche Ebenen angesprochen werden, wenn man dieses oder jenes sagt oder tut oder auch nicht. Die darauf hinweisen, was passiert, wann wer in welcher Rolle was zu wem sagt oder sagen soll oder nicht sagen sollte. Viel Text. Viele Modelle und Zeichnungen. Viel Wissen. Viel Theorie. Aber. Zwischen Denken, Schreiben, Lesen, also der Theorie und dem Handeln gibt es Gräben. Mich interessiert, wie diese Gräben überwunden werden können. Wie das vorhandene Wissen in die selbstorganisierten Gruppen kommt, wie es dort umgesetzt wird und zur Gewohnheit werden kann. Um jedoch immer wieder hinterfragt zu werden. Denn Gruppen sind im ständigen Prozess, wenn sie lebendig sind.  Ich kenne diese Gräben zwischen Theorie und Praxis gut. Ich lese viel zum Thema Kommunikation in Gruppen, be

Der richtige Zeitpunkt für eine Pressemitteilung

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Wachsen und Entwickeln sind Prozesse, die ihre Zeit brauchen. Eine Wohnprojektgruppe muss wachsen und sich entwickeln. Oft aber fehlt den Beteiligten, also den Gruppenmitgliedern, das Empfinden dafür, dass sie ein soziales Gebilde, ein lebendiger sozialer Organismus sind, der wächst und sich entwickelt und verschiedene Phasen durchläuft.  Das trifft auf alle selbstorganisierten Gruppen zu, egal, ob sie ein Wohnprojekt planen oder sich für ein anderes Thema engagieren. Wenn Menschen zusammenkommen, weil sie ein gemeinsames Anliegen haben und sich als Gruppe für dieses Anliegen freiwillig engagieren, organisieren sie sich selbst und werden damit automatisch zu einem sozialen Organismus.  Der Begriff klingt vielleicht fremd, weil wir "Organismus" eher als biologischen Begriff kennen. Aber es ist durchaus hilfreich, sich eine selbstorganisierte Gruppe als Organismus vorzustellen, in dem alles lebendig ineinander wirkt und alles mit allem verbunden ist. Dieses Bild hilft vor allem

Der falsche Zeitpunkt für eine Pressemitteilung

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Sagen wir Peter und Elke, sie sind um die sechzig, haben beschlossen, in ihrer kleinen Stadt in NRW ein Wohnprojekt zu gründen. Sie haben Bücher zum Thema gelesen, Sendungen im Fernsehen darüber gesehen und haben zwei schon realisierte Projekte in der Nähe besucht. Sie fühlen sich für ihr Vorhaben gut gerüstet. Zudem sind Johannes und Friedhelm und deren Freundin Salma mit im Boot. Friedhelm bringt außerdem noch Tarik und Jessica zu einem ersten Treffen mit, in Peters und Elkes Wohnzimmer. Eine kleine Gruppe von sieben Leuten, davon zwei Paare: Peter und Elke sowie Johannes und Friedhelm. Nicht alle kennen sich, und so geht es darum, sich erstmal kennenzulernen. Die kleine Gruppe trifft sich eine zeitlang reihum in den verschiedenen Wohnzimmern und jedes Mal ist es Thema, dass jemand jemanden kennt, der oder die auch gerne mitmachen würde. Aber die Wohnzimmer sind zu klein für mehr Leute.  Peter nimmt Kontakt mit dem Liegenschaftsamt vor Ort auf, um zu fragen, wie es mit einem Grundstü

Das Dilemma gemeinschaftlicher Wohnprojekte mit der Führungsrolle.

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Ich habe 2015 begonnen, mich mit Menschen zu treffen, die gemeinschaftliche Wohnprojekte initiiert haben, um sie zu interviewen. Aus diesen Interviews ist ein Buch geworden, das 2018 im oekom verlag erschienen ist, mit dem Titel Ab ins Wohnprojekt!  Auf der Basis dieses Buches werde ich seither manchmal von Wohnprojekten zu Workshops eingeladen. So kann ich weiterhin Projekte und ihre Initiatoren und Initiatorinnen kennenlernen und immer mehr Einblick in die Szene gewinnen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ein bestimmtes Phänomen immer wieder vorkommt und sich durch die gesamte Wohnprojekte- Szene zieht. Ich will versuchen es zu beschreiben. Es hat etwas mit den Initiatoren und Initiatorinnen zu tun, also mit den Menschen, die vor Ort die Urspungsidee hatten und dann irgendwann angefangen haben, ihre Idee vom gemeinschaftlichen Wohnen aktiv umzusetzen.  Häufig sind es Paare um die 60, die aktiv werden. Aber manchmal sind es auch Einzelpersonen, einzelne Männer oder Frauen, wobei die Fra

Unterscheiden zwischen persönlich/individuellen Bedürfnissen und Bedürfnissen der Gruppe.

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Eigene persönliche individuelle Bedürfnisse sind immer eigene persönliche individuelle Bedürfnisse. Und sie sind niemals "falsch". Bedürfnisse sind Bedürfnisse sind Bedürfnisse. Die Frage ist: Wie gehe ich, wie geht jede und jeder Einzelne mit den eigenen persönlichen individuellen Bedürfnissen um? Und da kann es dann sein, dass man es "falsch oder richtig" macht. Wobei zu klären wäre, was falsch und richtig überhaupt ist. Auch Gruppen haben Bedürfnisse. Diese sind nicht persönlich und individuell, aber sie können durchaus eigen sein. Spezifisch. Besonders. Je nach dem, welches Anliegen die Gruppe verfolgt und an welcher Stelle sie sich im Prozess der Projektverwirklichung befindet.  Gruppenmitglieder tun gut daran zu unterscheiden zwischen den eigenen persönlichen individuellen Bedürfnissen und den Bedürfnissen der Gruppe. Das ist nicht immer leicht. Und je nach dem wie groß die Identifikation mit der Gruppe ist, werden die persönlichen Bedürfnisse mit denen der Gr

Die Neuen sollen zu uns passen!

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Wenn WohnprojektGruppen größer werden wollen oder müssen, begegnet mir immer wieder der Satz: " Wir suchen Leute, die zu uns passen." Ich frage mich dann, was das denn heißt "zu uns passen"? Und: WIE ist "zu-uns-passen" definiert? Und: WER definiert es? Ein Mal habe ich nachgefragt: "Woran willst du das denn festmachen, wer zu Euch passt?" Und die Person hat geantwortet: "Das sieht man doch."  Letztens hat eine Person in einer WohnprojektGruppe gesagt, ihr sei sehr wichtig, dass die Neuen "sympathisch" seien. Was das genau heißt, hat sie nicht gesagt, und die anderen haben sie auch nicht gefragt. Mir schien, dass alle davon ausgehen, dass alle immer wissen, wer sympathisch ist und wer nicht und dass alle meinen, "sympathisch" sei für alle immer dasselbe.  In WohnprojektGruppen, deren verbindende Idee das gemeinsame Wohnen ist, ist die Angst groß, es könne jemand dazukommen, der oder die "nicht zu uns passt"

Demokratie und Mehrheitsprinzip ist nicht dasselbe.

"Die Demokratie i st eine geniale Form der Entscheidungsfindung, aber die Leute wählen bisweilen die falschen Lösungen und etablieren Widerspruch geradezu prinzipiell. "  Diesen Satz las ich eben in einem  Essay auf s piegel-online.  Demokratie ist jedoch keine Form der Entscheidungsfindung, sondern eine Gesellschaftsform,  in der Entscheidungen mithilfe des Mehrheitsprinzips getroffen werden. Da das Mehrheitsprinzip sozusagen an die demokratische Gesellschaftsform gekoppelt ist, gehen wir davon aus, Demokratie und Mehrheitsprinzip seien dasselbe bzw. untrennbar miteinander verknüpft. Aber das sind sie nicht.  Demokratie kann auch anders Entscheidungen finden und treffen, nämlich mit dem Systemischen Konsensieren. Mit dieser Methode werden alle demokratischen Werte bestens umgesetzt und genutzt, um die Entscheidungen zu finden, die dem Konsens am nächsten kommen. Das Mehrheitsverfahren sucht Gewinner.  Und wer gewinnt, hat das Sagen. Und wer das Sagen hat, hat die Macht.  Gle