Wie treffen Gruppen Entscheidungen?

Und wer entscheidet, wie die Gruppe Entscheidungen trifft?
In allen Wohnprojektgruppen, die ich kennen gelernt habe, war klar, dass Entscheidungen nach dem Mehrheitsprinzip getroffen werden. Das ist demokratisch.  Jeder und jede hat eine Stimme. Wenn es dann soweit ist und alles besprochen wurde und die Entscheidung ansteht, fragt der Moderator oder die Moderatorin: wer ist dafür, wer ist dagegen, wer enthält sich.
Die Stimmen werden gezählt, und wenn die meisten Stimmen dafür sind, gilt der Vorschlag als angenommen. Auch dann, wenn nur 51% der Stimmen dafür sind, gilt er als angenommen. Und niemand fragt, was mit den 49% ist, die nicht dafür gestimmt haben, weil alle davon ausgehen, dass die Mehrheit gewinnt. Auch wenn sie knapp ist.

Trump hatte eine knappe Mehrheit.
Der Brexit hatte auch eine knappe Mehrheit.

Ich fahre morgen nach Berlin zu einem Workshop. Systemisches Konsensieren. Ich glaube es war Anfang 2016, als ich meinen ersten Workshop im Systemischen Konsensieren besucht habe. Auch in Berlin. In den letzten Wochen habe ich viel gelesen, in Büchern und im Netz, habe Videos geschaut und versucht, mich auf den Workshop vorzubereiten, damit es mit dem Zertifikat klappt. 
Ich bin davon überzeugt, dass das Systemische Konsensieren DIE Lösung ist für wohlwollendes und wertschätzendes Miteinander in Gruppen.
Beim SK geht es nicht darum möglichst viele Stimmen für seinen Vorschlag zu erhalten, sondern darum, dass die Gruppe die Lösung wählt, die den geringsten Widerstand hervorruft. Daher wird auch nicht gefragt, wer ist dafür, wer ist dagegen und wer enthält sich, sondern: Wer hat einen Einwand? Und wie hoch ist dein Einwand? 
0 Widerstand heißt, ich habe nichts dagegen, ich habe keinen Einwand, ich bin total einverstanden.
Bei einer Skala von 0 bis 10 heißt 10: ich bin total dagegen, ich habe große Bedenken und mein Einwand ist riesig.
Wer nur wenig Bedenken hat, würde z.B. 2 oder 3 Widerstandspunkte geben. Wer ziemliche Bedenken hat, aber durchaus auch etwas sieht, was gut an der Lösung ist, würde vielleicht 7 Widerstandspunkte geben. Jedenfalls wird jeder Vorschlag, über den entscheiden wird, bewertet und die Widerstandsstimmen ergeben den Gruppenwiderstand, der deutlich macht, wie hoch das Konfliktpotenzial in der Gruppe ist, falls dieser Vorschlag beschlossen würde.

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