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Auszug aus dem Buch Ab ins Wohnprojekt!
Lernen, lernen, lernen.
Nachdem ich 2013 die Wohnschulen-Workshops und einige Wohnprojekte in Köln und Bonn besucht hatte, war mir klar geworden, dass das Thema des gemeinschaftlichen Bauens und Wohnens komplexer ist, als ich gedacht hatte. Mein besonderes Interesse richtete sich auf die Kultur der Gemeinschaft, vor allem auf die Art, wie in Gruppen kommuniziert wird und wie Gruppen ihre Entscheidungen treffen. Ich wusste, wenn ich in einer Planungsgruppe mitmachen wollte, dann musste ich dazulernen. Überall in der Szene hörte ich den Begriff „Partizipation“. Aber wie geht Partizipation? Ich wollte verstehen, wie ein Gruppenprozess abläuft. Wie es hinzukriegen ist, dass alle gehört werden. Und wie die ganzen Verschiedenheiten zusammenkommen können.
Und so habe ich mich auf die Suche begeben nach Fortbildungsangeboten. Ich habe zahlreiche Seminare und Workshops besucht, etwa zur Gewaltfreien Kommunikation, zu Kreisgesprächen oder zur Entscheidungsfindung mithilfe des Systemischen Konsensierens. Die wenigsten dieser Angebote richteten sich explizit an Wohnprojektgruppen. In den letzten Jahren hat sich aber ein Markt entwickelt, auf dem immer mehr Workshops und Seminare spezifisch für gemeinschaftliche Wohnprojekte angeboten werden. Die Bedürfnisse der Projektgruppen sind im Lauf der Jahre klar erkennbar geworden. Zunehmend werden nun maßgeschneiderte Beratungs- und Schulungsangebote entwickelt. Mit der größeren Zahl an Angeboten wird es für viele Interessierte und Projektbeteiligte einfacher, sich fortzubilden. Referentinnen und Referenten sind nicht mehr nur in Hamburg oder Berlin zu finden. Gleichzeitig wird die Unübersichtlichkeit größer und auch die Gefahr, in einem Workshop zu landen, der einen nicht recht weiterbringt. Ich habe allerdings festgestellt, dass ich selbst von Referenten lernen kann, in deren Seminar ich mich nicht wohl gefühlt habe und dass sich ein Lerneffekt auch aus Frustration ergeben kann, nicht nur aus Freude.
Ich kann mir nicht vorstellen, mit dem Lernen aufzuhören. Immer wieder tun sich neue Fragen auf. Wohnprojektgruppen sind ein riesiges Feld für Neues und Verschiedenes. Wer meint, er oder sie könne bei einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt mitmachen ohne dazuzulernen, der irrt. Es ist meine Überzeugung, dass es für Wohnprojektgruppen von größter Wichtigkeit ist, sich Kompetenzen anzueignen – zu lernen, lernen, lernen. Denn das, was die Planung und Umsetzung in der Gesamtheit erfordert, haben wir alle vorher nirgendwo lernen können. Natürlich ist Lebenserfahrung hilfreich, genauso die eine oder andere berufliche Kompetenz. Aber die Komplexität eines gemeinschaftlichen Wohnprojekts ist einzigartig und fordert von allen, die sich beteiligen, sich ganz und gar einzusetzen.
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