"Der emotionale Rucksack"...

... ein Buch von Vivian Dittmar mit dem Untertitel "Wie wir mit ungesunden Gefühlen aufräumen".
Ich denke, wenn Miteinander gelingen soll, muss jede und jeder sich darüber klar sein, dass er/sie einen "emotionalen Rucksack" mit sich trägt. Was das sein soll, beschreibt Vivian Dittmar in ihrem Buch sehr genau und verständlich.
Kurz gesagt: unser "emotionaler Rucksack" ist voll mit Emotionen und Gefühlen, die wir in der Vergangenheit hatten, die uns aber in irgendeiner Form überfordert haben. Deshalb konnten wie diese Gefühle nicht ganz zu Ende leben, sie nicht ausdrücken, nicht verstehen und nicht so in unser inneres System integrieren, wie sie es gebraucht hätten um nicht zu einer Altlast zu werden.
Alles, was wir emotional nicht erledigen konnten, also zu Ende fühlen konnten, lagert sich nach Dittmars Beschreibung in unserem "emotionalen Rucksack" ab und wird, je nach dem was uns widerfährt, erneut aktiviert. Wie das abläuft, wie die Symptome sind, mit denen sich eine Aktivierung zeigt,  wird gut verständlich in vielen Variationen beschrieben.

Ein Kapitel im Buch heißt "Zwei Wege im Gehirn". Darin beschreibt die Autorin, wie unterschiedlich die Wege sein können, wie Emotionen und Gefühle überhaupt entstehen.
Dittmar schreibt, dass am Anfang immer die Wahrnehmung einer Situation oder Begebenheit steht. Was aber nach der Wahrnehmung kommt, kann ganz verschiedene Wege nehmen. Ein Mal kann es so laufen, dass wir die Wahrnehmung zunächst interpretieren und daraufhin das Gefühl dazu entsteht und es dann zur Handlung kommt, beziehungsweise zu Worten. Dittmar nennt das den indirekten Weg, wie Gefühle entstehen.
Der andere, der direkte Weg, läuft so: nach der Wahrnehmung entstehen unmittelbar die Gefühle und daraufhin kommen sofort die Handlung beziehungsweise die Worte, und erst später kann es dann zu einer Reflexion kommen. Dittmar meint, dass bei diesem Weg sehr oft die Reflexion dazu führt, dass man sich für seine Handlung schämt oder seine Worte bereut. Klar ist jedenfalls, dass dieser schnelle Weg von der Wahrnehmung in die Gefühle in die Handlung instinkthaft abläuft.

Die Frage ist natürlich, ob und wie wir entscheiden können, wie es bei uns selbst abläuft?
Wie viel Bewusstheit sind wir willens und in derLage aufzubringen für unsere inneren Abläufe, für unsere Gefühle und Gedanken, für unsere Reaktionen, Worte und Handlungen?

Ich finde das Buch lesenswert, weil es für ein gelingendes Miteinander die Grundvoraussetzung bespricht. Ohne Bewusstheit darüber wie wir mit unseren eigenen Emotionen und Gefühlen umgehen, werden wir nicht angemessen mit den Gefühlen der anderen umgehen können.

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