„ Ich bin die wichtigste.“

„Ich bin der wichtigste.“ Wer so denkt, hebt sich selbst nach oben und gibt sich einen höheren Rang, womit er oder sie den anderen der Gruppe einen niedrigeren Rang zuschreibt. Rang und Macht in Gruppen! Ein Thema, das wir alle kennen, auch wenn wir selten darüber sprechen.

Ich will hier folgende drei Sätze besprechen: Ich bin nicht wichtig. Ich bin die wichtigste. Ich bin wichtig.

Wer sie sich selbst sagt, wird genau spüren, welcher Satz sich richtig anfühlt und welcher nicht. Und mit „richtig“ meine ich, dass es je nach Situation sein kann, dass einer der drei Sätze sich richtig beziehungsweise nicht richtig anfühlt. Sagen wir mal, jemand ist in der Rolle der Expertin für ein bestimmtes Thema und gleichzeitig in der Rolle der Moderatorin und steht vor einer Gruppe von ungefähr 100 Personen, die extra gekommen sind, um den Vortrag zu hören, der angekündigt wurde, dann kann die vortragende Person für die Sequenz, in der sie vorne steht, vielleicht am Redner:innenpult, vielleicht auf einer Bühne, sagen: ich bin die wichtigste. Für diese Sequenz.

Wenn die vortragende Person sich selbst in diesem Moment sagen würde, ich bin nicht wichtig, wäre wahrscheinlich eine Inkongruenz im Raum, die die Atmosphäre beeinflussen würde. Aber das kann ich nur vermuten, das wäre eine Untersuchung wert, und vielleicht gibt es sie sogar, aber ich kenne sie nicht.

Andere Situation. Jemand sitzt in einem Kreis mit 20 Personen, freiwillig. Der Moderator leitet durch das Thema und die Struktur und eine der Teilnehmerinnen im Kreis ist überzeugt und sagt sich: ich bin die wichtigste, und sie verhält sich auch so. Sie redet viel, belehrt die anderen, und findet kein Ende mit ihren Ausführungen. Weil sie sich für besonders wichtig hält. Auch hier stimmt etwas nicht, denn selbst wenn diese Person viel zum Thema weiß und sagen kann, so ist ihre Rolle in dieser Konstellation nicht die der Wichtigsten, und damit entsteht Unbehagen in der Gruppe. 

Wer wann wichtig ist, wird uns zugeschrieben beziehungsweise schreiben wir uns selbst zu, indem wir Rollen einnehmen, die in bestimmten Momenten und für bestimmte Vorhaben besondere Wichtigkeit haben, thematisch und inhaltlich gesehen und auch im sozialen Miteinander. Wir können unterscheiden zwischen Wichtigsein, die/der Wichtigstesein und Nichtwichtigsein. 

In jedem Fall lohnt es sich, sich der eigenen Gefühlslage bewusst zu werden, was diese drei Varianten angeht und herauszufinden, wie man tickt, was Wichtigkeitsgefühle und die dazugehörigen Selbst - als auch Fremdzuschreibungen angeht. 











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