Bescheidwissertum

Wer Bescheid weiß, weiß wie etwas zu gehen und wie etwas zu sein hat. Bescheidwisser:innen sind immer zur Stelle, auch wenn ihr Wissen und Können in manchen Fällen nicht der Gemengelage entspricht, so wissen sie dennoch Bescheid. Da sind sie gnadenlos.

Ich glaube, Bescheidwisser:innen können es einfach nicht aushalten, etwas nicht zu wissen und zu können. Sie haben einfach keine Vorstellung von sich und kein Verhalten für sich zur Verfügung wenn die Lage Nichtwissen und Nichtkönnen erfordern würde. Ich vermute, sie können sich einfach nicht vorstellen, dass manches erst dann auftauchen kann, wenn Wissen und Können still sind. Poetisches zum Beispiel. Überhaupt: Kreativität kann sich erst entfalten wenn sich Wissen und Können zurückhalten und den Raum offen lassen für etwas, was nicht gewusst und nicht gekonnt wird. Für Neues. Anderes.

Ich kenne das Wort Bescheidwissertum erst seit einigen Tagen. Ich habe es im Fernsehen gehört. Von Harald Schmidt. Er wurde interviewt. Von Denis Scheck. In der Sendung Druckfrisch.

Ich war sofort inspiriert. Unmittelbar tauchten Erinnerungen an Menschen auf, die immer Bescheid wissen und immer alles können, auch wenn sie nicht in einer Rolle sind, in der sie für ihr Wissen und Können engagiert wurden. Ich finde, der Begriff passt wunderbar in dieses Projekt über den Umgang mit Wissen und Können. Denn es geht hier natürlich auch um den Umgang mit Nichtwissen und Nichtkönnen.



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