Ist mein Wissen wirklich meins?
Was ist überhaupt Wissen? Ist Wissen beständig oder vergänglich? Und gehört mein Wissen überhaupt mir?
Wissen besteht aus Inhalt, der durch unterschiedliche Kanäle zu einem gelangt. Dieser Inhalt bleibt, oder er verschwindet wieder. Wie das genau passiert, also ob er bleibt oder wieder geht, weiß ich nicht zu sagen. Ich würde gerne wissen, wieso ich das eine behalte und das andere nicht. Jedenfalls entscheide ich nicht bewusst darüber, wie haltbar mein Wissen ist bzw. wie vergänglich.
Ich habe das Gefühl, Wissen ist etwas Lebendiges in mir drin und führt ein Eigenleben, das jedoch direkt und unmittelbar mit meinen jeweiligen Lebensumständen verknüpft ist. Mein Wissen ist nicht losgelöst von dem, was ich denke und sage und tue. Diese lebendige Verbindung lässt mich fragen, ob es überhaupt richtig ist von MEINEM Wissen zu sprechen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich es besitze, sondern mehr dass es da ist, wenn ich es brauche. Manchmal ist es aber auch nicht da. Dann kümmere ich mich drum und hole mir Information und Inhalte, damit Wissen ins Spiel kommt, damit das, was zu erledigen ist, möglichst gut gelingt.
Es gibt diese Vorstellung, dieses Bild eines leeren Gefäßes, das mit Information und Inhalt gefüllt wird, das dann zu Wissen führen soll. Jede und jeder von uns erinnert sich an die Zeit, als wir Gefäße waren, die gefüllt wurden und die in regelmäßigen Abständen geprüft wurden, ob das, was eingefüllt worden war auch noch drinnen ist. Wir waren Kinder und Jugendliche. Dieser Idee vom Füllen junger Menschen liegt ein mechanisches Menschenbild zugrunde und der Ort und die Organisation, die für das Füllen zuständig ist heißt Schule.
Ich habe erst Freude am Lernen gefunden, als ich kein Gefäß mehr sein musste.
Mein Verhältnis zu meinem Wissen ist entspannt. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass ich mich sehr für Nichtwissen interessiere und was es bedeutet, zu wissen, nicht zu wissen. Nichtwissen ist sozusagen mein Lebenselixier. Weil Nichtwissen Fragen ins Spiel bringt. Genau wie Nichtkönnen. Ich liebe Fragen. Ein Leben ohne Fragen ist mir unvorstellbar.
Natürlich weiß ich, dass ich weiß. Das eine oder andere. Aber ich identifiziere mich nicht damit.
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