Was machst du mit deinem Wissen und Können? Myoshin (1)

Seit Dezember 2021 bin ich mit dieser Frage unterwegs: Was machst du mit deinem Wissen und Können? Ich frage Menschen über 65, die nicht mehr im Beruf sind. Die Antworten nehme ich auf, schreibe sie ab und veröffentliche sie hier im Blog. 

* Myoshin, 68, Euskirchen im Dezember 2021. 

Im Laufe der letzten zwanzig Jahre gibt es ein paar Dinge, von denen ich gemerkt habe, dass sie sehr wertvoll sind. Und diese Dinge habe ich weitergeführt und sie begleiten mich bis zum heutigen Zeitpunkt. Das hat ganz viel mit dem zu tun, wie du mich ja auch kennst, nämlich Zenlehrerin zu sein. Das fühlt sich für mich an, wie eine Berufung, wie eigentlich meine Berufung, es ist meine Berufung. Das war der Grund, warum ich mit 55 Jahren aufgehört habe zu arbeiten. Ich habe gekündigt und mich ganz diesem Weg verschrieben, und da bin ich immer noch dran und das werde ich machen solange ich kann.


Könntest du es etwas konkreter beschreiben?

Es gehören zwei Sachen dazu. Das eine ist natürlich viel Lebenserfahrung. Also mein Leben ist sehr dicht und abwechslungsreich und verschieden gewesen, mit Umbrüchen. Das ist ein richtiger Erfahrungsschatz. Und die andere Seite ist, dass ich denke auch durch diesen Zenweg einen Weg gesehen zu haben, wie man, wie ich diese ganzen Erfahrungen auch an andere weitergeben kann und vielleicht zuerst noch selbst eine Möglichkeit gesehen habe, das alles überhaupt einzuordnen, was sich da angesammelt hat. Und aus dieser Einordnung heraus haben sich dann ganz neue Einsichten und Perspektiven ergeben, wie ich auf Dinge schaue. Und das alles war natürlich verbunden mit einer Selbstreflexion mit einer Innenschau und dadurch mit einem Anwachsen von Verständnis überhaupt für andere Menschen.


Würdest du sagen, dein Wissen und Können vermehren sich?

Ja, auf jeden Fall. Weil ich ja auch ganz deutlich sehe, dass es auf diesem Weg kein Ende gibt. 


Noch eine Frage zum Schluß. Hast du Träume für die Zukunft?

Als ich mit dem Zenweg angefangen habe loszulassen von allen Erwartungen und Vorstellungen und Ideen, sowohl was den Moment betrifft als auch die Zukunft, ist mir nach einigen Jahren plötzlich aufgefallen, dass ich gar keinen Druck mehr habe, etwas erreichen zu wollen oder zu müssen. Das hat sich dann ganz befreiend angefühlt und dabei ist es auch geblieben. Ich merke, dass ich keine langfristigen und eigentlich auch keine kurzfristigen Pläne habe, dass ich mit dem, was sich in meinem Leben hervortut, umgehe und das reicht auch. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß viel über meine Vergangenheit, sogar über vergangene Leben, und ich möchte eigentlich nicht wissen was kommt. Wenn es kommt, ist es gut, egal was es ist. Etwas zu wissen wo es hingeht und trotzdem unbelastet im Hier und Jetzt zu sein, ist eine ganz schwierige Sache. Ich bin eigentlich froh, dass ich das nicht mehr haben muss, dass ich das nicht mehr will.  







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