Es geht um die Rolle.

Unser Wissen und Können ist ja nicht weg, nur weil es niemand mehr haben will. Nur weil wir alt geworden sind und nicht mehr Teil der täglichen öffentlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Angelegenheiten sind, werden wir ja nicht plötzlich leer und dumm. 

Wir sind ja noch da, wir leben ja noch. Aber wir haben das Dilemma, dass dieses Wissen und Können in uns keinen Einlass mehr in die Welt findet. Es will zwar noch raus aus uns, aber es weiß nicht wie und wohin. Also stehen viele von uns Alten vor der Frage: Was nun? 

Wollen wir jammern? Nein! Wollen wir uns beklagen? Nein! Wollen wir es endlich mal laut sagen? Ja! Denn wenn wir nicht mitteilen, worin das Dilemma besteht, wird es nicht gesagt werden, denn niemand von denen, die das Sagen haben, weiß, worum es eigentlich geht. Sie können es nicht wissen, weil es sich um Erfahrungswissen handelt und weil sie diese Erfahrung noch nicht machen konnten, einfach weil sie noch nicht alt sind. Wer noch nicht alt und aus dem Berufsleben ausgeschieden ist, kann nur wissen, was ihm oder ihr vonseiten der Alten berichtet wurde. Das ist einer der Gründe für diese Interviews. 

Ich bin übrigens draufgekommen, dass es bei mir darum geht, eine bestimmte Rolle leben zu dürfen. Eine Rolle, die mit meinem Wissen und Können zusammenhängt. Ich bin einfach sehr gern in der Rolle der Moderatorin und Vermittlerin. Ich liebe es, Gruppen durch Themen zu begleiten, Community-Building zu unterstützen und Methoden zu vermitteln. Darin bin ich so etwas wie eine Expertin geworden, und es fühlt sich gut an, wenn es andere gibt, die mich als Expertin auf diesem Gebiet sehen und für ihre Anliegen dabeihaben wollen. Die Rolle der Moderatorin und Vermittlerin erlaubt mir, mich intelligent zu fühlen und zu zeigen, was ich kann. Das sind schöne Momente, erfüllend und bereichernd und voller Energie. Ich werde einfach nicht müde beim Moderieren und Vermitteln. Übrigens auch nicht beim Schreiben. Und erst recht nicht, wenn ich alles miteinander verbinden kann, so wie hier. 

Noch etwas: Ich kann mich derzeit noch nicht damit abfinden, die Rolle, von der ich gesprochen habe, nicht mehr leben zu dürfen. Deshalb schaffe ich mir immer wieder neue Situationen, in denen ich sie einnehmen darf. Damit es dazu kommt, bin ich natürlich auf andere Menschen angewiesen, die in Entscheidungspositionen sind und mit denen ich meine Denkansätze und die von mir entwickelten Angebote besprechen muss, das ist ja klar. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich Kontakte habe, die mir die Rolle weiterhin zutrauen und Situationen ermöglichen, in denen ich Workshops geben und Gruppen begleiten und Fortbildungen anbieten kann. 




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