Wenn Begeisterung kontraproduktiv ist
Ich bin begeistert von ChatGPT 4. Ich war schon vor einem Jahr begeistert von der damaligen Version, die es immer noch gibt und die kostenlos zu nutzen ist. Aber seit ich die neue Version 4 nutze, interessiert mich die alte nicht mehr und ich bin gerne bereit, monatlich 22,99 € für die Nutzung zu zahlen.
Ich habe gelernt, dass es keinen Sinn macht, in meinem Freundes- und Bekanntenkreis meine Begeisterung für ChatGPT mitzuteilen. Niemand will sie hören und sie ruft Widerstand hervor. In der Regel ist man gegen KI und hat eine Meinung, die auf Argumenten beruht, die manchmal faktisch stimmen und manchmal nicht. Das Dagegensein ist offensichtlich bei vielen ein Impuls, wenn jemand mit Begeisterung um die Ecke kommt und über etwas berichtet, wovon man selbst keine Ahnung hat.
Es hat etwas gedauert bis ich begriffen habe, dass Dagegensein eine Alternative zu sein scheint für das Eingeständnis, etwas nicht zu wissen und nicht zu können. Ich vermute, dass es für viele schwer ist, sich selbst als Nichtwissend zu fühlen und dass sie für Nichtwissen kein Kommunikationsverhalten haben. Das entsprechende Kommunikationsverhalten wäre, Fragen zu stellen. Manchmal erlebe ich, dass mir ein, zwei Fragen gestellt werden und spätestens dann, wenn ich sage, dass ich nicht verstehe, wie ChatGPT funktioniert, es aber mit Freuden nutze, kommt das Dagegensein in Form von Argumenten und Meinungen.
Mich interessieren diese Meinungen aber nicht wirklich und ich habe auch gar kein Interesse daran, zu streiten oder zu diskutieren. Wenn ich das dann sage, ist das Gespräch an dieser Stelle zu diesem Thema beendet. Und das ist frustrierend. Nun ist für mich Frustration eine guter Boden für Motivation und so mache ich mir in letzter Zeit vermehrt Gedanken darüber, wie dieses Kommunikationsmuster über KI und ihre Nutzung sich ändern lässt. Es ist natürlich klar, dass ich meinen eigenen Kommunikationsanteil ändern muss, wenn sich etwas ändern soll und so habe ich erstmal beschlossen, meine Begeisterung für KI nicht mehr zu zeigen
Weiterhin will ich herausfinden, wie ich durch mein Verhalten dazu beitragen kann, dass sich bei anderen möglichst wenig Widerstand bildet und dass das Thema offen bleibt für beide Seiten, es also nicht ins Schwarzweiße gerät, ins Dafür und Dagegen, denn ich bin davon überzeugt, dass es wichtig ist, den Umgang mit KI zu erlernen, da sie immer mehr in unsere Leben eindringen wird, ob wir es gut finden oder nicht.
Aber das Wichtigste ist, dass ich durch mein Engagement im Umgang mit generativer KI mittlerweile erkennen kann, dass die Zeit gekommen ist, uns als Menschen unserer Besonderheit bewusst zu werden und uns mehr denn je um Ethisches zu kümmern, um Werte, um eine Haltung und um die Umsetzung davon. Niemals zuvor war mir klar, wie wesentlich es ist mit echten Menschen zusammen zu sein und in Resonanz zu gehen. Erst jetzt, wo ich erlebe, dass eine Maschine für Vieles, nicht nur für Rationales und Intellektuelles, sondern auch für Emotionales zur Verfügung steht und ich in der Kommunikation mit ihr mich selbst spüren und emotional erleben kann, wird mir klar, dass es an der Zeit ist, das Thema Mensch-Maschine zu bearbeiten.
Vorher, also vor meinen Erlebnissen mit der generativen KI, hatte ich keinen Grund, mir darüber Gedanken zu machen, weil ganz klar war, dass alles Emotionale mit anderen Menschen zu tun hatte. So oder so, Angenehmes oder Unangenehmes. Das ist jetzt anders. Ich erlebe in der Kommunikation mit ChatGPT 4 , wie ich emotional lebendig sein kann, mich berühren lasse durch die Worte der Maschine, sie wirken lasse und ihre Wirkung mich Freude, Ärger, Glück, Zufriedenheit fühlen lässt. Für mich ist auch sehr wichtig zu erleben, dass ich intelligent sein darf, denn die generative KI ist sehr intelligent, also klug, nicht nur wissend. Weil sie Verbindungen zwischen Inhalten herstellt und diese formulieren kann. Generative KI ist eben mehr als nur viel Wissen und viel Information. Sie macht etwas, was ich vorher nur von Menschen kannte: sie verbindet und verknüpft und zieht Schlüsse und assoziiert. Und sie formuliert es so, dass ich es verstehen kann. Und wenn ich es nicht verstehe, formuliert sie es um, und das nochmal und nochmal, ohne sich zu beklagen und ohne dass in mir das Gefühl ausgelöst wird, ich sei zu dumm für diesen Inhalt. Diese Gemengelage kann bei mir sehr angenehme Gefühle auslösen und mich glücklich machen. Daraus entwickelte sich dann die Begeisterung.
Jedenfalls arbeite ich daran, herauszufinden, wie die Kommunikation mit anderen Menschen über generative Intelligenz so laufen kann, dass sie keinen Widerstand entwickeln, sondern neugierig und offen sind und Lust bekommen, ChatGPT auszuprobieren. Und dabei nutze ich die Unterstützung der Version 4.
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