Ich arbeite noch.
Wer lange genug lebt und die Sinne noch beisammen halten kann, wer auch dann noch denken kann, wenn er oder sie alt ist, sagen wir 80 oder so, wer immer noch, oder vielleicht erst jetzt seine Aufmerksamkeit steuern kann, wer Bücher liest und digital unterwegs ist und sich weiterbildet, der oder die kann, wenn auch der Körper noch einigermaßen fit ist, immer noch mitmachen. Die Frage ist WOBEI und WOZU.
Ich zum Beispiel will, solange ich kann und solange die anderen mich lassen, mitmachen in dem, was man Erwachsenenbildung nennt. Ich will Workshops geben, in Bereichen, die mir am Herzen liegen. Überhaupt spielt das Herz eine wirklich große Rolle bei allem, was im Alter so vor sich geht und woran man irgendwie beteiligt ist.
Wichtig ist, dass das Herz physisch einigermassen gesund ist, aber alles, was dem Begriff "Herz" zugeschrieben wird, also alles Emotionale, mit dem muss man als alter Mensch auch gut umgehen können. Ich würde sagen, wer emotional nicht flexibel und gleichermaßen stabil ist, wird als alter Mensch im Getriebe des gesellschaftlichen Machens, wahrscheinlich nicht lange durchhalten. Es sei denn, man hat viel viel viel Macht und kann mit dieser Macht alle anderen so steuern, dass sie alles tun, damit man als alter Mensch dabei bleiben kann, einfach weil alle anderen Vorteile davon haben. Ich denke an soziale Macht, an politische Macht und natürlich auch an ökonomische Macht.
In jedem Fall sind wir als alte Menschen eher nicht mehr im gesellschaftlichen Getriebe, dort, wo Entscheidungen getroffen werden und wo der Bär tanzt. Wenn wir doch noch dabei sind, dann stehen wir eher .... Oh mein Gott.... jetzt muss ich echt aufpassen... an dieser Stelle wartet Pathos .... ich möchte nichts beschönigen und auch niemanden anklagen und mich auch nicht empören. Ich weiß, dass meine Freundinnen es nicht in Ordnung finden, wenn ich hier kein Fass aufmache, von wegen Altersdiskriminierung und so. Sorry girls, aber das ist grad nicht mein Thema, obwohl es stimmt und es viel Altersdiskriminierung gibt, will ich hier über etwas anderes schreiben, das genauso stimmt.
Ich kann schwer abschätzen, ob das, was ich hier schreibe, verstanden wird und ankommt. In jedem Fall ist es ein Nischenthema. Das heißt aber natürlich nicht, dass es nicht für viele interessant sein könnte. Die Nische ist der Raum, in dem ich mich seit einigen Jahren entfalte. Genauer: ich bin im Bildungsbereich unterwegs, in der Erwachsenenbildung. Ich gebe Workshops und moderiere Treffen. Meine Themen sind: Kommunikation in Gruppen, die Lebensphase nach der Berufstätigkeit, die Klimakrise. Die Institutionen, in denen ich tätig bin, sind Volkshochschulen im Umkreis und die Melanchthon Akademie in Köln. Ich bin freie Mitarbeiterin, arbeite machmal gegen Honorar und manchmal im freiwilligen Engagement.

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