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Interview: Systemisches Konsensieren

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Adela Mahling von den Konsenslotsen in Berlin und Dominik Berger vom Business Konsens in Graz haben sich mit mir zum Interview getroffen. Dominik:  Wo Menschen zusammen leben, wo Menschen zusammen arbeiten, gibt es Spannungen. Ein gutes Zusammenleben braucht einen Umgang mit diesen Spannungen. Gelingt das, ist es ein lebendiges Miteinander, wo es Kreativität gibt, wo es einen guten Ausgleich zwischen Individualität und Gemeinwohl gibt.  Adela:  Viele glauben ja, dass das Mehrheitsprinzip das Beste ist und dass Demokratie gleich Mehrheit ist. Sie wissen nicht und ahnen auch nicht, dass es etwas Sinnvolleres gibt, und deshalb können sie der neuen Methode auch nicht vertrauen. Sie wissen nicht, dass es etwas gibt, das ihre Ressourcen und ihre eigenen Interessen noch mehr schützt, als in den Kampf um die Mehrheit zu gehen. Hier gehts zum Interview

Alles wirkliche Leben ist Begegnung.

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Dieses Zitat von Martin Buber steht auf der Website der Begegnungsstätte Haus am Schwanenring in Moers. Dort werde ich am 19. September um 18 Uhr aus dem Buch Ab ins Wohnprojekt! lesen. In Moers gibt es eine Gruppe, die sich u.a. dem Thema gemeinschaftlich Wohnen in Moers widmet und diese Website betreibt: https://www.wohnschule-moers.de Hier noch der Link zu einer ausführlichen Rezension des Buches Ab ins Wohnprojekt!

Organisationsstruktur im freiwilligen Engagement

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Mein Thema und das Feld meiner Aktivitäten sind WohnprojektGruppen und Gruppen vor allem älterer Menschen, die nach dem Berufsleben ehrenamtlich unterwegs sind. Manche der EhrenamtsGruppen werden von Hauptamtlichen geleitet, so dass eine Organisationsstruktur vorgegeben ist. In Köln, zum Beispiel, werden an vielen verschiedenen Orten Seniorennetzwerke von Hauptamtlichen aufgebaut, und nach einigen Jahren ziehen sich diese zurück und die Ehrenamtlichen müssen in ihrer eigenen Organisationsstruktur alleine weitermachen. WohnprojektGruppen müssen von Anfang an ihre eigene Organisationsstruktur schaffen. Ich war vor einigen Jahren bei einigen Anfängen von WohnprojektGruppen dabei und habe miterlebt,  dass das Thema Organisationsstruktur immer sehr schnell abgehandelt wurde. Es wurde nicht wirklich besprochen, weil die meisten, oder alle, nicht wirklich wussten WIE es hätte besprochen werden können und welche Möglichkeiten sie haben. Es schien immer so, als hätte die Gruppe nur...

Führung und Verantwortung im Ehrenamt - eine interessante Gemengelage

Wer übernimmt eigentlich die Führung, zum Beispiel in Wohnprojektgruppen oder in anderen Gruppen, die sich aus ehrenamtlich Aktiven zusammensetzen und keine Vereinsstruktur haben? Diese Frage bewegt mich seit einiger Zeit und ich nutze jede Gelegenheit, die sich mir bietet, Leute zu fragen, die Erfahrung haben mit ehrenamtlichen Aktivitäten und Gruppen. Die Antworten auf meine Frage sind keineswegs klar. Da heißt es z.B.: "Die Führung übernimmt der oder die, die die Verantwortung übernimmt." Oft wird auch gesagt, dass man das Wort Führung überhaupt nicht mag und es auch nicht im Zusammenhang mit ehrenamtlicher Tätigkeit hören will. Jedenfalls ist Führung im Bereich des freiwilligen Engagements ein heikles Thema. Warum eigentlich? Oft sind diejenigen, mit denen ich gesprochen habe, schon im Rentenalter. Also haben sie viel Erfahrung mit Führung, sei es aus dem Berufsleben oder auch im Privaten. Wobei im Privaten der Begriff Führung eher nicht geläufig ist. Aber im Beruf...

Sehnsucht nach Gemeinschaft

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Gerald Hüther sagt, dass wir mit zwei widersprüchlichen Bedürfnissen auf diese Welt kommen. Das ist das Bedürfnis nach Verbundenheit einerseits und andererseits das Bedürfnis nach Autonomie. Wir wollen also dazugehören und wir wollen selbstbestimmt sein. Um dazuzugehören müssen wir uns oft anpassen. Wenn diese Anpassung aber unser Bedürfnis nach Selbstbestimmtheit und Selbständigkeit einschränkt, dann haben wir einen Konflikt. Ich kenne diesen Konflikt sehr gut. Er begleitet mich mein Leben lang. Üblicherweise löse ich ihn dadurch, dass ich mich zurückziehe und aus der Anpassungs-Anforderung aussteige. Damit gebe ich dann auch üblicherweise die Verbundenheit auf. Aber ich suche sie immer wieder neu, immer wieder anders, in immer wieder neuen Rollen, mit immer wieder anderen Menschen, in immer wieder neuen Zusammenhängen. Ich würde sagen, dass dieses Suchen nach immer wieder neuen Verbindungen mit anderen und das Ausprobieren und Ausloten meiner Anpassungs-Möglichkeiten mein Leben b...

Die Soziokratische Methode

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Wenn Methoden Paradigmenwechsel beinhalten, sind sie nicht einfach zu verstehen, denn unser Denken braucht Zeit, um gewohnte Inhalte und Anforderungen anders und neu denken zu können. Das Systemische Konsensieren beinhaltet einen Paradigmenwechsel ebenso wie die Soziokratische Methode, die Kreisstrukturen für Organisationen vorschlägt. Gerald Hüther sagt, dass unser Leben im Spannungsfeld vom Streben nach Autonomie und dem Wunsch nach Verbundenheit mit anderen stattfindet. Wir wollen dazugehören und gleichzeitig frei sein. Beide Methoden, das Systemische Konsensieren und die Soziokratische Methode berücksichtigen diese Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und Selbstbestimmung. Im folgenden Video wird die Soziokratische Methode mit einfachen Worten nachvollziehbar erklärt. Hier gehts zum Video

Wie treffen Gruppen Entscheidungen?

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Und wer entscheidet, wie die Gruppe Entscheidungen trifft? In allen Wohnprojektgruppen, die ich kennen gelernt habe, war klar, dass Entscheidungen nach dem Mehrheitsprinzip getroffen werden. Das ist demokratisch.  Jeder und jede hat eine Stimme. Wenn es dann soweit ist und alles besprochen wurde und die Entscheidung ansteht, fragt der Moderator oder die Moderatorin: wer ist dafür, wer ist dagegen, wer enthält sich. Die Stimmen werden gezählt, und wenn die meisten Stimmen dafür sind, gilt der Vorschlag als angenommen. Auch dann, wenn nur 51% der Stimmen dafür sind, gilt er als angenommen. Und niemand fragt, was mit den 49% ist, die nicht dafür gestimmt haben, weil alle davon ausgehen, dass die Mehrheit gewinnt. Auch wenn sie knapp ist. Trump hatte eine knappe Mehrheit. Der Brexit hatte auch eine knappe Mehrheit. Ich fahre morgen nach Berlin zu einem Workshop. Systemisches Konsensieren. Ich glaube es war Anfang 2016, als ich meinen ersten Workshop im Systemischen Konsen...

Bilder

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Da ich die folgenden BlogTexte mit Bildern begleiten möchte, werde ich auf mein Archiv mit Fotos von blühende Blumen zurückgreifen. Vor ein paar Jahren habe ich einen Sommer lang Rosen fotografiert. In allen Farben und Größen, überall wo ich sie gefunden habe, vor allem in Deutschland und Holland.

Es hat eine Weile gedauert

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In den letzten Wochen habe ich darüber nachgedacht, wie es weitergehen kann mit diesem Blog. In welche Richtung ich mich mit dem Thema Gemeinschaft und der Frage "Wie geht Gemeinschaft?" bewegen will. Während dieses Klärungsprozesses habe ich hier nichts gepostet, weil ich nicht wusste, was ich schreiben soll. Es schien mir uninteressant zu sein, meine Hins und Hers im Thema öffentlich zu machen. Also war ich lieber still. Allmählich deutet sich ein Weg an, den ich in den nächsten Monaten und vielleicht Jahren gehen und worüber ich hier schreiben möchte. Meine Idee ist, in diesem Blog zu dokumentieren, wie ich mein neues Projekt beginne, welche Vision ich habe und wie ich plane, sie umzusetzen. Dabei geht es natürlich um gemeinschaftliches Wohnen.

Rezension von Carolin Herrmann, Schnittpunkt Alter.

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Hier ist die Rezension zum Buch Ab ins Wohnprojekt! von Carolin Herrmann erschienen.

Führungsrollen und -qualitäten in Wohnprojekten

Durch die Interviews für das Buch  Ab ins Wohnprojekt!  und jetzt durch die Lesungen, zu denen ich eingeladen werde, lerne ich beeindruckende Männer und Frauen kennen, die in langjähriger Arbeit an der Verwirklichung ihrer Idee, gemeinsam mit anderen, gearbeitet haben. Ehrenamtlich. Freiwillig. Für sich selbst und immer auch für andere. Ihr Erfahrungswissen ist anderes Wissen als das von Experten und Fachleuten. Sie berichten nämlich immer auch von Enttäuschung und Frustration und vom Durchhalten und Überwinden von Hindernissen, von anderen aus der Gruppe, die entweder unterstützend mitgemacht oder sabotierend gewirkt haben. Sie erzählen von Situationen, in denen die Gruppe so geschrumpft ist, dass nur noch ganz wenige, manchmal sogar nur noch eine oder einer übrig geblieben ist.  Die Führungsqualitäten solcher Männer und Frauen aus der Wohnprojekteszene beeindrucken mich sehr. Alle berichten davon, dass sie aus der eigenen Gruppe oft wenig Anerkennung erhalten. ...

Position und Rolle

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Eine Position ist eine Stellung innerhalb eines Systems sozialer Beziehungen. Eine Position ist etwas Festes und wird vom Verhalten desjenigen oder derjenigen gefüllt, die die Position einnimmt. Eine Rolle hingegen ist dynamisch. Sie orientiert sich an den Aufgaben die zu erfüllen sind. Wer eine Rolle in einer Wohnprojektgruppe übernimmt, tut dies in der Haltung, sich mit seinen Fähigkeiten für die anstehende Aufgabe als Person zur Verfügung zu stellen. Rollen werden manchmal überflüssig, weil die anliegenden Aufgaben erledigt sind. Positionen sind immer an den jeweiligen Menschen gebunden, der sie einnimmt. Menschen aber werden nie überflüssig. Demnach kann es sein, dass eine Position in einer Wohnprojektgruppe länger als notwendig von jemandem besetzt bleibt, nur weil nicht unterschieden wird zwischen Rolle und Position. Die grundliegende Idee von Wohnprojektgruppen widerspricht der Idee von Positionen, da Wohnprojektgruppen vor allem Dynamik und Veränderungskultur brauchen, um l...

Gibt es Führung ohne Hierarchie?

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Wenn Wohnprojektgruppen sich nicht um die Kompetenzen der einzelnen Mitglieder kümmern, dann hat das mehrere Gründe. Ein Mal wissen sie oft nicht, wie sie es machen sollen, dass jeder und jede offen sagen kann, was sie besonders gut kann. Meistens fehlt das Interesse am Können der anderen. Warum das so ist, kann ich nur vermuten. Ich glaube, die meisten wissen nicht wie sie mit den Verschiedenheiten umgehen können. Dann glaube ich auch, dass die Gründer*innen oft an ihrer Führungsrolle hängen und darauf bedacht sind, sie nicht abzugeben. Schließlich haben sie die Idee gehabt und sind schon viele Schritte gegangen, die die Gruppe ohne sie so nicht gegangen wäre. Es liegt nicht in ihrem Interesse, die vielen verschiedenen Fähigkeiten, die mit den neuen Mitgliedern in die Gruppe kommen, lebendig werden zu lassen. Und ich glaube auch, dass die Organisationsidee, die vielen Gruppen zugrunde liegt, von hierarchischem Denken geprägt ist. Auch wenn immer und überall betont wird, dass man p...

Wie gehen WohnProjektGruppen mit den vielen Kompetenzen um?

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Oft wissen WohnprojektGruppen nicht, wie sie mit den vielen Kompetenzen, die in ihrer Gruppe zusammenkommen, umgehen sollen. Und da sie es nicht wissen, gehen sie überhaupt nicht damit um und lassen das Thema einfach liegen. Sie tun dann so, als gäbe es die vielen Kompetenzen nicht. Und da viele oft erst später zur Gründungsgruppe dazustoßen, halten sie sich erstmal zurück. Auch mit dem, was sie draufhaben. Das ist aus meiner Sicht ein Fehler. Der jedoch nicht von den Dazugekommenen gemacht wird, sondern von denen, die bereits zur Gruppe gehören, also von den Gründer*innen. Sie müssten alle, die dazustoßen, nicht nur fragen, was erwartest du von diesem Projekt, sondern auch, was kannst und willst du in dieses Projekt einbringen? Was sind deine Kompetenzen? Wie viel davon bist du bereit zu geben? Und was brauchst du, damit du Freude daran hast, das, was du kannst, hier bei uns einzubringen? Was können wir tun, damit du dich hier bei uns entfalten kannst mit dem, was dir liegt und worin...

So viel Kompetenz

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel Kompetenz zusammenkommt, wenn sich Leute über 50 treffen, die an einem gemeinsamen Wohnprojekt interessiert sind. Oder auch in der Zukunftswerkstatt, in der es darum geht, sich mit Lebensgestaltung nach dem Berufsleben zu beschäftigen. Oder bei Gesprächen auf den Lesungen aus dem Buch Ab ins Wohnprojekt! Oder bei runden Geburtstagen...  zum 60. zum 70. zum 80. und so weiter. Alter und Kompetenz ist eine Kombination, die üblicherweise nur dann zusammen gedacht wird, wenn der alte Mensch etwas besonderes geleistet hat: ein erfolgreiches Buch geschrieben hat, eine Position im öffentlichen Leben innehat oder hatte, berühmt und bekannt ist, weil er oder sie einen Beruf ausgeübt hat oder ausübt, der in der Öffentlichkeit stattfindet. Ich wollte hier auf die Kompetenz älterer Männer und Frauen zu sprechen kommen, die nicht berühmt sind und nichts Außergewöhnliches geleistet haben. Die "nur" ihr "normales" Leben leben, ihren Beruf a...